Ein Tag als Hochzeitsfotografin

Wenn du schon immer mal wissen wolltest, was hinter den Kulissen passiert und wie so ein Tag für eine Hochzeitsfotografin aussieht, habe ich für dich mal einen Tag lang notiert, was so alles passiert ist.

Der Morgen

Meine heutige Hochzeit fand im Schloss Karow in Mecklenburg-Vorpommern (bei Plau am See) statt. Eine Sache ist heute etwas anders. Denn auf Grund der vielen Baustellen auf der Autobahn und dem Wochenend-Ostsee-Verkehr bin ich schon Freitag angereist und habe im Schloss übernachtet.

6 Uhr war ich auf den Beinen, um mein Essen für den Tag vorzubereiten. Ich laufe an jeder Hochzeit so viel durch die Gegend und verbrauche viel Energie, da muss ich auch für Nachschub sorgen. Dann gibt es erst einmal etwas Yoga für mich, denn die Kamera wird schwer und möchte den ganzen Tag gehalten werden. Zum Frühstück gehe ich noch einmal all meine Notizen für den Tag durch. In den Gesprächen vor der Hochzeit will ich ja immer alles ganz genau von euch wissen, damit ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und alle Informationen und Wünsche parat habe. Diese Notizen sollte ich dann auch im Kopf haben.

Es gibt noch eine Besonderheit für mich im Schloss Karow. Die Wege sind ganz schön lang und wenn ich jedes Mal, wenn ich etwas trinken möchte erst an der Bar etwas bestelle, dann komme ich an so einem Hochzeitstag nicht weit. Also stelle ich mir meine Getränke schon mal parat und immer, wenn ich daran vorbeilaufe, kann ich etwas trinken. In solchen Dingen bin ich sehr praktisch veranlagt.

9 Uhr habe ich mich dann auf den Weg durch das Haus gemacht. Es gab viele, wundervolle Dinge zu entdecken. Die Braut hatte sehr viel gebastelt und vorbereitet. Die ganzen Ideen und Dekorationen, der Brautstrauß und auch die Ringe wollen alle fotografiert werden. Um mir etwas Besonderes einfallen zu lassen, plane ich dafür gut und gerne 1 Stunde ein.

Die Ringe habe ich bei dieser Hochzeit in einer alten Puppenstube fotografiert. Da das Paar schon 2 Kinder hat, fand ich das eine ganz passende Idee. Eins der Fotos ist ein kleines Wimmelbild geworden. Wer hat die Ringe entdeckt?

Getting Ready

Eine Stunde später ging es auch schon zur Braut und ihrem Styling. Gerade beim Styling stehen dann doch nochmal einige Punkte neben der Fotografie für mich an. Erst einmal habe ich frische Getränke für die Braut organisiert. Um diese Zeit war es doch schon arg warm.

Um das Kleid schön in Szene zu setzen oder auch für die Blickwinkel flexibel zu sein, hieß es erst einmal Zimmer aufräumen. Bis zur Trauung wurde es so arg warm, dass ich sogar noch etwas kreativ für Abkühlung der Braut werden musste. Mein Microfasertuch bewirkte da Wunder. Vom Ankleiden gab es dann leider keine Fotos. Denn die kleine Tochter musste beruhigt werden. Ich half der Trauzeugin dabei, die Kleine anzuziehen. In dem Augenblick muss dann tatsächlich kurz entschieden werden, was wichtiger ist. Es gibt Augenblicke, in denen kann und muss man dann einfach mal auf ein Foto verzichten. Dafür gibt es viele andere. Und ein gutgelauntes Töchterchen zählte in dem Augenblick einfach viel mehr.

Parallel war ich natürlich immer mal wieder beim Bräutigam um auch dort Fotos von ihm und seinen Jungs zu machen.

Die Trauung

Gegen 12 Uhr wurde entschieden, dass die Trauung im Saal stattfindet, da es im Schlossgarten bei 30 Grad viel zu heiß war. Ich kann solche Entscheidungen (auch wenn sie schwerfallen, weil ihr euch als Paar eine Trauung im Garten gewünscht habt) nur begrüßen. Denn in der Sonne war es für alle viel zu heiß und sie blendet auch noch ungemein. Ich habe schon oft Trauungen erlebt, bei denen das Paar die Augen nicht öffnen konnte weil die Sonne so geblendet hat. So kann sich doch keiner auf die Trauung konzentrieren und für die Fotos ist es auch nicht schön.

Der Saal ist ehrlich gesagt eine gute Alternative.

Kurz vor der Trauung wurde es dann noch einmal sehr spannend. Die Töchter der Beiden sollten Schilder vor der Braut in den Saal tragen. Werden sie es tun? Die Schlossherrin Carina hatte da ein paar Tricks parat und Schwupps war die gute Laune wieder da und alles hat geklappt.

Deshalb kommt an dieser Stelle eins meiner Lieblingsfotos. Es sagt so viel mehr aus, als das klassische Foto wie die Braut gleich in der Tür steht.

Manchmal staune ich selber, was ich bei so einer Trauung alles mitbekomme, während ich fotografiere. Aber gerade, wenn Kinder mit im Spiel sind, ist es schön, wenn es während der Trauung auch Fotos von ihnen gibt und ich anschließend Geschichten zu diesen Fotos erzählen kann. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, dass ich mir mit dem Paar die Fotos zusammen ansehe, dann erzähle ich die Geschichten auch sehr, sehr gerne.

Der Nachmittag

Im Anschluss an die Trauung hieß es das Spalier koordinieren und die Gratulation fotografieren. Während sich alle Gäste im Park und im Schloss verteilten, habe ich überall ein Auge, was / wann / wo passierte um spontane Fotos und Gruppenfotos von den Gästen, vom Tortenanschnitt, von der Hüpfburg und dem FlashMob zu machen. Das ist jetzt die Gelegenheit schlechthin, alles zu beobachten und viele, schöne Erinnerungen einzufangen.

Zwischendurch gab es natürlich auch das Brautpaarshooting. Die 2 haben sich ein ganz unkompliziertes und vor allem kurzes Shooting gewünscht. Also habe ich mich in den Büschen versteckt, damit das Shooting so ungestellt wie möglich wurde. Bis zum Abend werde ich auf diesem Wege 12 Kilometer gelaufen sein.

18 Uhr war der Saal ist für den Abend bereit und musste fotografiert werden. Für die Tische hatte die Braut auch wieder sehr viele, schöne Dinge gebastelt.

In dem Schloss gibt ein Herrenzimmer, in dem zu dieser Hochzeit eine Whiskeybar aufgebaut wurde.

Auf Instagram schrieb einer der Gäste sehr passend: (Zitat) „Eine wirklich hervorragende Idee, diese Whiskey- und Zigarrenbar – hervorragend, um mal in Ruhe tiefgründige Gespräche in echter Herrenhaus-Atmosphäre zu führen.“

22 Uhr gab es dann den Eröffnungstanz und ich kann nur sagen…. Es war ein tolles Fest!

Wer Lust auf ein paar mehr Fotos von der Hochzeit hat, kann sich diese gerne in meiner Fotogalerie ansehen.

Vintagehochzeit auf Schloss Karow

Gegen 23 Uhr hatte ich dann endlich Feierabend. Ich habe noch eine Nacht im Schloss übernachtet und bin nicht etwa ins Bett gefallen. Ehrlich gesagt sind nach so vielen Stunden auf den Beinen, immer voller Aufmerksamkeit und vor allem immer die 2,5Kg schwere Kamera im Arm, die Muskeln alle verkrampft. Um gut, lange und entspannt schlafen zu können, müssen nochmal 30 Minuten Yoga her. Es hilft tatsächlich und ich bin danach wieder sehr fit.

Ein Foto muss ich am Ende doch noch zeigen. Ich hatte zu dieser Hochzeit meine Tochter dabei. Da ich über die Jahre hinweg mit der Schlossherrin befreundet bin, konnte ich sie mitnehmen. Für sie gibt es vor Ort ja viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Unter anderem hatte sie sich meine zweite Kamera geschnappt und zum Beispiel mein Lieblingsfoto kurz vor der Trauung ist von ihr. Am Abend saß sie im Treppenhaus um zu zeichnen und als Mama habe ich mich gefreut, ein paar unbeobachtete Fotos von ihr machen zu können. So habe ich für mich auch eine persönliche Erinnerung an diesen so ereignisreichen Tag.

Das war mein Tag: lang, ereignisreich, kreativ, wunderschön, spaßig, interessant. Der Schrittzähler berichtet von 12 Kilometern. Es wäre noch spannend zu wissen, wie viele Kniebeuge ich an dem Tag gemacht habe.

Ich werde den Tag lange in Erinnerung behalten. Es war sehr schade, Abschied zu nehmen. Da es einfach mal wieder eine wundervolle Familie war, die mir ans Herz gewachsen ist.

Und wer wie immer mag, hinterlässt mir gerne einen Kommentar oder teilt meinen Bericht. Ich freue mich drauf.